Banken in den Vereinigten Staaten blicken laut der Ratingagentur Fitch einem ernsthaften Risiko der Verschlechterung ihrer Kreditbonität entgegen, falls Europas Staatsschuldenkrise weiter eskalieren sollte. Der Gau dürfte eintreten, wenn die Krise von den kleinen Ländern der Eurozone auf die großen Wirtschaftsnationen wie Deutschland, Frankreich oder Italien überspringt. Die durch US-Banken gehaltenen Positionen in Staatsanleihen dieser Länder und ihrer Banken sind derart hoch, dass es zu einer weiteren Krise an den Kreditmärkten kommen würde.
Amerikanische Kreditgeber beten um eine politische Lösung der Staatsschuldenkrise Europas
Solange Europas Staatschuldenkrise nicht in einer zufriedenstellenden Weise gelöst sei, werde sich der allgemeine Ausblick für die Bonität des US-Bankensektors weiter verschlechtern, wie Fitch Ratings warnte. Selbst wenn US-Kreditgeber ein überschaubares Volumen an europäischen Staatsanleihen hielten, würde das Risiko eines Überspringens der Krise auf große Wirtschaftsnationen der Eurozone eine ernsthafte Gefahr darstellen, so Fitch. Die gehaltenen Positionen der US-Banken in Staatsanleihen finanziell angeschlagener Euro-Banken und vor dem Staatsbankrott stehenden Ländern wie Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien sind weitaus geringer als die gehaltenen Staatsanleihen großer Wirtschaftsnationen des Euroraums.
Die sechs größten US-Banken – darunter JPMorgan Chase, Bank of America, Citigroup, Wells Fargo, Goldman Sachs und Morgan Stanley – befinden sich laut Fitch zurzeit im Besitz von Staatsanleihen finanziell angeschlagener Euroländer im Gegenwert von zusammen $50 Milliarden. Im Falle von Frankreich sieht die Lage allerdings schon ganz anders aus. Wells Fargo ausgenommen befinden sich die restlichen fünf US-Großbanken im Besitz von kumuliert $188 Milliarden in französischen Papieren – inklusive $114 Milliarden, die in Anleihen von französischen Banken gehalten werden. Die Gesamtaußenstände belaufen sich im Falle Großbritanniens und seinen Banken auf rund $225 Milliarden respektive $51 Milliarden. Europas Staatschuldenkrise hat bislang bereits vier Staatsregierungen zu Fall gebracht. Erst in der vergangenen Woche kam es zum Rücktritt der Regierungen Griechenlands und Italiens. Die Zinsen auf italienische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren verharrten trotz allem oberhalb von 7 Prozent. Diese Hürde stellte sich für Griechenland, Irland und Portugal als zu hoch heraus, um sich weiterhin autonom an den Kapitalmärkten zu refinanzieren. Alle drei Länder mussten die Europäische Union und den Internationalen Währungsfonds in der Folge um einen Bailout ersuchen.