Globale Rezession laut Chinas Vizepremier langfristig unausweichlich

Chinas Wirtschaft sieht sich wachsenden Risiken im Hinblick auf Europas Staatschuldenkrise und zu hohen Schulden, die in den letzten Jahren durch kommunale Regierungen aufgetürmt wurden, ausgesetzt. Die Weltbank teilt in ihrem jüngsten Bericht allerdings mit, dass das Land eine weiche Landung seiner Wirtschaft vollziehen könnte, indem es seine Geldpolitik lockert. Chinas Vizepremier Wang Qishan erklärte am Wochenende, dass eine globale Rezession langfristig nicht zu vermeiden sei, weshalb sich sein Land auf die Lösung seiner eigenen wirtschaftlichen Probleme fokussieren müsse.

Asiens Schwellenländer würden durch eine Eskalation von Europas Staatsschuldenkrise hart getroffen

In ihrem halbjährlichen Bericht über die wirtschaftliche Entwicklung in Ostasien und dem Pazifikraum teilte die Weltbank mit, dass sich das Wachstum von Chinas Wirtschaft ab 2012 abkühlen wird, weil sich die Ökonomien der Haupthandelspartner Chinas in teils ernsthaften Problemen befinden. Die Weltbank senkte ihren ökonomischen Ausblick auf Basis einer sich abschwächenden Exportnachfrage in den Industrieländern auch für eine ganze Reihe anderer asiatischer Schwellenländer. Obwohl es in China einige Anzeichen für Verwerfungen an den heimischen Märkten gebe, rechnet die Weltbank nicht damit, dass diese Entwicklungen signifikante Auswirkungen auf die Befindlichkeit der Weltwirtschaft haben werden. Laut den Prognosen des Instituts soll China in diesem Jahr mit 9,1 Prozent wachsen, was einem leichten Anstieg der bisherigen Schätzung von 9 Prozent aus dem Monat März entspricht. In 2012 werde sich das Wachstum dann allerdings voraussichtlich auf 8,4 Prozent reduzieren.

Chinas Wirtschaftswachstum wird trotz allem unterhalb des im vergangenen Jahr erreichten Niveaus liegen, da sich die weltweit abschwächende Exportnachfrage bereits negativ auf die Investitionsbereitschaft der heimischen Unternehmen ausgewirkt hat. Auch die Verschärfung der Geldpolitik durch die People´s Bank of China hat die Investitionsbereitschaft des Unternehmenssektors in diesem Jahr in Mitleidenschaft gezogen. Allerdings habe Chinas Zentralbank wieder Spielraum für neue geldpolitische Maßnahmen, nachdem sich die Inflationsentwicklung zuletzt deutlich entschärft hat. Chinas Vizepremierminister Wang Qishan erklärte am Wochenende, dass eine globale Rezession langfristig nicht zu vermeiden sei. Aus diesem Grunde werde sich China auf die Lösung von Problemen in seiner eigenen Wirtschaft konzentrieren. Maßnahmen, um den Anstieg der Land- und Grundstückspreise zu drosseln, könnten einige Lokalregierungen unter finanziellen Druck setzen, die zu hoch verschuldet seien. Laut Weltbank sei jedoch nicht damit zu rechnen, dass sich Investoren auf einen Schuldenabbau nach Art des amerikanischen Immobilienmarkts einstellen sollten. Chinas private Haushalte hätten höhere Anzahlungen auf ihre Immobilien geleistet und seien darüber hinaus im Besitz von finanziell deutlich geringeren Hypothekenkrediten.

Die asiatischen Schwellenländer werden laut des Berichts der Weltbank in diesem Jahr – ohne China – um 4,7 Prozent wachsen. Dieses Wachstum wird weitaus geringer ausfallen als die im März publizierte Prognose von 5,3 Prozent, da sich der Abschwung in den Industrieländern und eine striktere Geldpolitik negativ auf die Wirtschaftsaktivitäten der meisten Staaten ausgewirkt haben. Aus diesem Grunde sind Investoren dabei, anhaltend hohe Kapitalsummen aus den asiatischen Märkten abzuziehen, worunter vor allem Indiens Aktienmarkt in den letzten Wochen zu leiden hatte. Die indische Rupie sank gegenüber dem US-Dollar am Dienstagmorgen auf ein neues Rekordtief. Allgemein wird erwartet, dass diese Entwicklungen zu einer noch höheren Volatilität an Asiens Aktien- und Bondmärkten führen wird. Asiens Länder könnten ebenfalls einer signifikanten Ansteckungsgefahr ausgesetzt sein, falls es in Europa zu einer ungeordneten Insolvenz eines der Mitgliedsländer des Euroraums kommen sollte, wie die Weltbank warnte. Denn dadurch würden die Finanz- und Handelsströme zwischen beiden Kontinenten für eine Zeit lang unterbrochen.